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Kommunen in Aktion

Zahlreiche Kommunen in Bayern sind bereits aktiv, um ihre grüne und blaue Infrastruktur zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu stärken.

Landkreis Landsberg am Lech: Interkommunale Zusammenarbeit für das Klima

Das Foto zeigt die Begrünung des Schwanenplatzes in der denkmalgeschützten Regensburger Altstadt.

© Gemeinde Apfeldorf: Überlagerung des alten und neugeplanten Dorfgemeinschaftshauses in Apfeldorf

Den Gemeinden Apfeldorf, Fuchstal, Hofstetten und Thaining im Landkreis Landsberg am Lech geht es wie vielen ländlichen Regionen in Bayern: Zahlreiche Gebäude, vor allem landwirtschaftliche Höfe werden nur noch in Teilen genutzt oder stehen leer. Das gemeinsame Ziel, diese Flächen für andere Nutzungen zu reaktivieren statt neue Baugebiete auszuweisen, war Anlass zur interkommunalen Zusammenarbeit. So entstand infolge eines überörtlichen, integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ÜISEK) eine gemeinsame Datenbank zum Flächen- und Leerstandsmanagement. Durch Sanierung und (Wieder)Nutzung des darin aufgezeigten Bestands kann der Flächenverbrauch reduziert werden.

Mit dem Ziel des Flächensparens wird der Umbau des Dorfgemeinschaftshauses in Apfeldorf als erstes Projekt verwirklicht. Statt für einen Neubau auf der grünen Wiese entschied sich die Kommune, das bestehende zweigeschossige Gebäude flächensparend um ein Geschoss aufzustocken. Klimaschutz und Klimaanpassung gehen dabei Hand in Hand. Die neue Fotovoltaik-Anlage erzeugt Strom, ein begrüntes Flachdach ersetzt das bisherige Satteldach; es hält Regen zurück und kühlt die Umgebung. Flächen im Umfeld des Dorfgemeinschaftshauses werden entsiegelt; zum Beispiel erhalten alle Parkplätze wasserdurchlässige Beläge, sodass Wasser versickern kann.

Das Dorfgemeinschaftshaus kann überregional genutzt werden und soll den Zusammenhalt zwischen den benachbarten Gemeinden stärken. Es ist Anlaufpunkt für alle Generationen und bietet Räume für die Landjugend, Trachtenkapelle, Theatergruppe und Bücherei.

Erfolgsfaktoren des Projekts sind eine intensive und konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Entscheidungsträgerinnen und -trägern der vier Gemeinden, ihren Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Planungsbüro. Maßgeblich waren zudem das ÜISEK sowie die Festsetzung der Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen im Bebauungsplan der Gemeinde Apfeldorf.


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Regensburg denkt Klimaanpassung und Denkmalschutz zusammen

Das Foto zeigt die Begrünung des Schwanenplatzes in der denkmalgeschützten Regensburger Altstadt.

© Stadtplanungsamt Regensburg: Begrünung des Schwanenplatzes in der denkmalgeschützten Regensburger Altstadt.

Für die Regensburger Altstadt, seit 2006 UNESCO-Welterbe, ist die Anpassung an den Klimawandel eine ganz besondere Herausforderung: Die historische Stadtstruktur, die denkmalgeschützte Bausubstanz und die bauliche Dichte machen es erforderlich, Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen behutsam, im Quartierskontext und situationsgerecht umzusetzen.

Um dem Klimawandel zu begegnen und gleichzeitig die Bedürfnisse des Denkmalschutzes zu berücksichtigen, erstellte die Stadt bereits 2009 im Rahmen des Forschungsprogramms Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) erste Strategien und Maßnahmen. Im Rahmen einer Workshopreihe erarbeiteten Akteure aus Wirtschaft, Gesellschaft, Institutionen und Verwaltung Empfehlungen. Diese wurden als Basis für konkrete Ziele und Maßnahmen zur Klimaanpassung in den UNESCO-Managementplan übernommen.

Da die historische Baustruktur, Bodendenkmäler und unterirdische Leitungen nur wenige bauliche Eingriffe erlauben, werden Klimaanpassungsmaßnahmen wie Baumpflanzungen bei Sanierungsmaßnahmen immer mitgedacht. Im Rahmen einer Begehung wurde die komplette Altstadt nach Standorten untersucht, die sich für Begrünungsmaßnahmen eignen. Die Umsetzung erfolgte gezielt an ausgewählten Orten wie dem Schwanenplatz und dem Hopfengarten in der Kalmünzergasse. Über ein Möblierungskonzept, das neben einheitlichen Bänken und Fahrradständern auch die Pflanzung klimaresistenter Baumarten vorsieht, konnten in der Altstadt an vielen Stellen, zum Beispiel auf dem Viereimerplatz, mehrere Bäume als Schattenspender und Luftkühler gepflanzt werden. Zur Ergänzung der Maßnahmen motiviert die Stadt private Hausbesitzerinnen und -besitzer mit Tipps zur Pflanzen- und Pflanzgefäßauswahl zur Begrünung insbesondere von Innenhöfen, aber auch von Fassaden und Hauseingängen, die im Einklang mit dem Denkmalschutz steht. Mit dem gleichen Ziel lobte die Stadt 2012 den Sonderwettbewerb „Begrünter Innenhof“ aus.

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Naherholung am renaturierten Retzbach, Gaimersheim

Das Foto zeigt den Retzbach in Gaimersheim

© Florian Schreiber

Der in den 1930er Jahren begradigte Retzbach im oberbayerischen Markt Gaimersheim diente vor allem als Hochwassergraben. 2006 beschloss der Gemeinderat einen Gewässerentwicklungsplan für den Retzbach. Das Ziel war, Hochwasserereignisse, vor allem durch Schmelzwasser im Frühjahr, abzuschwächen und gleichzeitig seine Funktion als Naherholungsort zu verbessern.

Der Bach und seine Aue wurden seit 2008 auf einer Länge von ca. 1,6 Kilometern naturnah umgestaltet. Der Freistaat Bayern förderte den naturnahen Gewässerumbau mit 75 Prozent (RZWas2016). Unter intensiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger entstand der neue Retzbachpark, der Hochwasserschutz, Naturerlebnis und Naherholung zugleich bietet.

Zunächst renaturierte die Marktgemeinde das Quellgebiet durch teilweise Verlegung des Gewässers in ein neues Bachbett und durch Angleichen der Ufer an den natürlichen Verlauf. Im Bereich der bebauten Ortschaft sollten die Eigenheiten des Naturraumes gestärkt und der Kontakt der Bewohnerinnen und Bewohner zur Landschaft gefördert werden. Das beauftragte Landschaftsarchitekturbüro Weinzierl aus Ingolstadt schuf über eine klare Zonierung Naherholungsmöglichkeiten. So sind am parkartig mit Bäumen und Stauden gestalteten Ortsrand intensive Nutzungen wie Spiel und Sport möglich. Bei der Auswahl der Materialien war die Natur mit Kies, Holz, Stämmen und Natursteinblöcken Vorbild. Das Oberflächenwasser der letzten Häuserreihe wird offen in einem Graben zum tiefsten Punkt in eine Geländesenke geleitet. Je nach Niederschlag entsteht dort ein Weiher oder eine trockene, mit Gräsern bestandene Mulde.
Im Übergang zur freien Landschaft stand die Verbesserung der Lebensraumvielfalt und des natürlichen Wasserrückhaltevermögens im Vordergrund: Die Landschaftsarchitekten flachten dort unter anderem die Ufer ab, legten Mäander an, schufen zusätzlichen Retentionsraum wie wechselfeuchte Mulden und Rückzugsräume für die heimische Flora und Fauna. Erholung und Naturerlebnis lassen sich über ein Wegesystem beim Spazierengehen erfahren.

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Von der Bürgerbeteiligung zum Klimaanpassungskonzept, Haibach

Das Foto zeigt den Haibacher Insektenturm

© Franz Staab

Die Gemeinde Haibach mit 8.500 Einwohnerinnen und Einwohnern im Landkreis Aschaffenburg hat ein Konzept zur Klimaanpassung entwickelt. Bürgerinnen und Bürger waren von Beginn an beteiligt, um Motivation und Akzeptanz für das Projekt und die Maßnahmen zur Klimaanpassung zu gewährleisten. Das Konzept soll als Planungsgrundlage für den Gemeinderat bei der Begründung ihrer Satzungen, Bauleitplanungen oder weiterer Aktivitäten zur Klimaanpassung dienen.

Zusammen mit einem Beratungsunternehmen hat Haibach einen 15-Punkte-Aktionsplan zur Klimaanpassung erstellt, in den lokal-spezifisches Wissen aus dem Alltag einfloss. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern wurden Multiplikatoren-Potenziale, Hemmnisse und Handlungsmöglichkeiten identifiziert und kommuniziert.
So kann die Gemeinde direkt tätig werden, um zum Beispiel Blühstreifen und Blühwiesen anzulegen, Flächen zu entsiegeln oder Retentionsflächen zu schaffen. Begleitend werden Pilotprojekte zur Sensibilisierung der Bevölkerung durchgeführt.

Darüber hinaus erwägt die Gemeinde Haibach am European Climate Adaption Award (eca) teilzunehmen, um ihre Klimaanpassungsbemühungen zu verstetigen. Der eca unterstützt Kommunen bei der Planung, Strukturierung, Priorisierung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen.

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Wassersensible Gewerbegebietsplanung in Garching

See stärkt natürlichen Wasserkreislauf im Business Campus in Garching bei München

© Stefanie Schuster

Die Stadt Garching hat bei der Neuplanung eines acht Hektar großen Büro- und Dienstleistungsparks westlich des Stadtkerns ein besonderes Augenmerk auf eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung gelegt. Bereits im Bebauungsplan samt Grünordnung war für das neue Gewerbegebiet ein parkähnlicher Charakter samt See zur Regenrückhaltung, begrünten Parkhäusern und einheimischer Bepflanzung festgelegt.

Das Konzept der Schwammstadt lässt sich auch auf Gewerbeflächen anwenden. Zugleich bietet die naturnahe Gestaltung angenehme Aufenthaltsmöglichkeiten für Beschäftigte, Besucherinnen und Besucher.

Die gesamte Entwässerung des Gewerbegebietes erfolgt im Trennsystem. Der Abfluss des Niederschlagswassers wird verringert, zum Beispiel durch die Versickerung über wasserdurchlässige Beläge und Drainagepflasterung auf Parkflächen und Gehwegen. Lücken im Bordstein ermöglichen den Oberflächenabfluss des Niederschlags in Grünflächen und entlasten dadurch die Kanalisation. Die markanteste Maßnahme ist die Anlage eines 3.500 Quadratmeter großen Sees. Er unterstützt den natürlichen Wasserkreislauf durch das Zurückhalten des eingeleiteten Niederschlagswassers, die Verdunstung und die Versickerung des Wassers entlang des Seeufers über die belebte Oberbodenzone. Das Niederschlagswasser aus dem nördlichen Gewerbegebiet wird über belebte Oberbodenschichten breitflächig in eine Versickerungsmulde geleitet.

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Ökologische Mustersiedlung Prinz-Eugen-Park, München

Dachbegrünung im Prinz-Eugen-Park, München

© Bundesverband Gebäude-Grün

Die Landeshauptstadt München zeigt beim Neubau der ökologischen Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park das Potenzial des modernen Holzbaus auf und setzt neue Maßstäbe für Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung. Im 300.000 Quadratmeter großen Quartier blieb der parkähnliche Charakter des Areals mit seinem alten Baumbestand und wertvollen Trockenwiesen erhalten. Bereits bei Inhouse-Vergaben und Konzeptausschreibungen gab es von der Stadt Vorgaben zu Mobilität, Wohnflächenverbrauch, Regenwassernutzung und Gestaltung der Gemeinschaftsflächen. Im Bebauungsplan mit Grünordnung waren bauplanerische Vorgaben zu öffentlichen Grünflächen festgelegt. Die Technische Universität München und die Ruhr Universität Bochum begleiteten das Bauvorhaben wissenschaftlich.

So entstand im Prinz-Eugen-Park die bis dahin größte zusammenhängende Holzbausiedlung Deutschlands. Für die Menschen darin bietet das Quartier viel Raum für gemeinsame Aktivitäten mit Werkstätten, Gemeinschaftsräumen, Dachgärten und Flächen zum Urban Gardening.

Das Freiflächenkonzept des Quartiers berücksichtigt vorausschauend die grüne und blaue Infrastruktur zur Klimaanpassung: Großzügige Grünflächen und -dächer tragen zu Abkühlung, Niederschlagsretention und einem verbesserten Mikroklima bei. Im gesamten Quartier versickert das Regenwasser vor Ort, die Wege entwässern in angrenzende Wiesen und Beete. Die Grünanlagen sind für Bewohnerinnen und Bewohner wertvolle Aufenthaltsorte und zugleich artenreicher Lebensraum für viele Tierarten.

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Quellepark Nürnberg

Das Foto zeigt artenreiche Wiesenbereiche und trockenheitsverträgliche Großbäume im Quellepark Nürnberg

© Boris Storz

Große Bauwerke, Gewerbegebiete und dichtbebaute Wohnquartiere prägen die Nürnberger Weststadt. Der Stadtteil ist aufgrund seiner in-dustriellen Geschichte stark versiegelt und mit einem geringen Grünflächenanteil anfällig für Überhitzung.
Durch die Insolvenz des Quellekonzerns fiel ein großes Areal brach. Mit dem Städtebauförderprogramm „Stadtumbau West“ bot sich die Chance, den städtebaulichen und sozialen Folgen des Strukturwandels im Sanierungsgebiet zu begegnen.

Dem Bauvorhaben Quartierspark Eberhardshof oder Quellepark ging eine intensive Bürgerbeteiligung voraus. Ihre in mehrstufigen Verfahren eingebrachten Ideen konnten landschaftsarchitektonisch durch die Planstatt Senner umgesetzt werden. Aus dem Auflassen des 9.900 Quadratmeter großen ehemaligen Quelle-Parkplatzes ging der heute grüne Stadtteilpark hervor. Die neuen Grünflächen wurden mit trocken- und hitzeresistenten Bäumen und artenreichen Wiesen sowie einem Feld mit Wasserfontänen angelegt. Diese Maßnahmen tragen zum besseren Quartiersklima und größerer Artenvielfalt bei. Zugleich bieten sie Bürgerinnen und Bürgern Raum zur Erholung.
Das Niederschlagswasser wird fast vollständig in die Grünflächen geleitet und dort flächig versickert. Vom tieferliegenden Teil des Platzes fließt das Wasser in eine Rigole, in der das Wasser nach und nach versickern kann.

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Am Ackermannbogen in München – ein grünes und lebendiges Stadtquartier

Das Bild zeigt  Dachgarten, Fassadenbegrünung und Apfelhain im genossenschaftlichen Wohnprojekt wagnis4 am Ackermannbogen, München

© StMUV: Dachgarten, Fassadenbegrünung und Apfelhain im genossenschaftlichen Wohnprojekt wagnis4 am Ackermannbogen, München

Vor über 20 Jahren entstand für das Gelände ehemaliger Kasernen die Vision eines grünen und sozialen Stadtquartiers am Ackermannbogen im Münchner Stadtteil Schwabing-West. Die Stadt erwarb das Areal und ermöglichte erstmals die Baubeteiligung von Privatpersonen im Rahmen von Baugruppen und Wohnungsbaugenossenschaften.
Der alte Baumbestand blieb so weit möglich erhalten und neben einer zentralen Grünfläche wurden viele kleine dezentrale „Taschenparks“ geschaffen. Mit dem Erhalt eines Biotops auf einem Magerstandort und vielen kleinen Maßnahmen wurde die Artenvielfalt verbessert. Die zentrale „große Wiese“ bietet als Multifunktionsfläche nicht nur Platz für Spiel und Sport, sondern entlastet als Versickerungsmulde zudem die Kanalisation und unterstützt die Grundwasserneubildung. Ein inneres Wegenetz schafft Mobilität unabhängig vom Straßennetz. In einem Quartiersteil wird solare Nahwärme genutzt. Entsprechend der Freiflächengestaltungssatzung der Stadt München wurden Flachdächer begrünt. Das Dach des genossenschaftlichen Wohnprojektes wagnis4 ist zum Beispiel als eine grüne Oase mit Bäumen, Gemüsebeeten und Ruhezonen gestaltet. Eine begrünte Fassade schmückt das Gebäude und im Innenhof steht ein Apfelhain.
Bis heute sind „Am Ackermannbogen“ vier lebendige Quartiere mit einer großen sozialen und architektonischen Vielfalt entstanden. Auf ca. 40 Hektar erstrecken sich etwa 2250 Wohnungen für 7000 Menschen, mit rund 550 Arbeitsplätzen und über neun Hektar Stadtgrün.
Mit Baubeginn hat sich ein Nachbarschaftsverein gebildet, der inzwischen mehrere städtisch geförderte Bewohnertreffs betreibt, ein Urban-Gardening Projekt ins Leben gerufen hat, und eine Plattform für vielfältige Formen der Bewohnervernetzung darstellt. Dies hat zu einer intensiven Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner an der Quartiers- und Freiraumgestaltung geführt und ein hohes Maß an Identifikation mit dem Viertel geschaffen.

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